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Selina Baumann ist bekannt für ihre biomorphen, organischen Skulpturen aus Keramik. Manche erinnern an Quallen, Bakterien oder außerirdische Wesen. Andere sind säulenförmig und über zwei Meter groß, von wulstigem Geflecht umrankt. Ihre Plastiken sind für Selina Baumann, wie sie sie selbst nennt, „mystische Wesen“. Obwohl sie aus harter und schwerer Keramik sind, scheinen die Skulpturen in ständiger Veränderung zu sein, sie zeichnen sich durch das Unperfekte aus. Sie sind schief und wirken instabil, fast als wären sie noch unfertig. Selina Baumann selbst sagt: 

 

„Ich will nichts Hübsches erschaffen. Der Betrachter soll sich stören an meinen Skulpturen, soll das Bedürfnis haben, die Skulpturen anzufassen und sie geradezurücken.“

 

Dieses buchstäbliche Begreifen ihrer Wesen ermöglicht dem Betrachter eine haptische Erfahrung: Ist die Oberfläche porös und rau oder glatt und kühl? Und was macht diese Berührung mit einem? Selina Baumann selbst geht beim Herstellungsprozess sehr körperlich vor. Das kraftvolle Bearbeiten des weichen Tons mit den Händen empfindet sie als Dialog mit einem Freund. Mal formen ihre Hände, mal bestimmt der Ton die Form. Unter Selina Baumanns Händen entwickelt das aus Erde bestehende Material ein Eigenleben, das Wesen drängt zur Formwerdung.

Selina Baumann, 21variete, galerie probst
Selina Baumann, Keramikskulpturen, galerie probst
Selina Baumann, Keramikskulpturen, galerie probst
Selina Baumann, Keramikskulpturen, galerie probst
Selina Baumann, Erde, galerie probst, 2023

Ausstellung Erde 2023, galerie probst

Selina Baumann liebt es mit verschiedenen Materialien zu experimentieren. Die neuesten Arbeiten sind gezeichnete Urpflanzen auf Keramikplatten und Textilien. Erstere sind aus weißem Ton gebrannt und nur etwas größer als ein DinA4 Blatt. Die schwere, harte Platte und das filigrane, schwebende Gewächs darauf erzeugen eine spürbare Spannung. Auch bei ihren Stoffbildern spielt sie mit der sinnlichen Wahrnehmung des Materials. Der Stoff strahlt etwas Leichtes, Weiches aus, ist aber aufgrund der Größe (180 x 100 cm) recht schwer. 

Je nach Lichteinfall hebt sich das gesteppte florale Muster auf dem olivgrünen Stoff reliefartig ab – wie fossile Spuren auf dem Waldboden. Insofern haben alle ihre Arbeiten etwas mit dem Element Erde und damit mit dem Leben zu tun, denn aus Erde wächst neues Leben – in jeglicher Form. 

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